„Schwarzer Donnerstag“: Wie Stuttgart 21 Deutschlands Protestkultur für immer prägte

Admin User
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Zwei Züge auf den Schienen mit einem Zaun im Vordergrund, Pfosten mit einem, der ein Signallicht hat, ein Auto auf der Straße rechts, Gebäude im Hintergrund und Himmel oben.

„Schwarzer Donnerstag“: Wie Stuttgart 21 Deutschlands Protestkultur für immer prägte

Fünfzehn Jahre sind vergangen, seit die gewaltsamen Auseinandersetzungen am "Schwarzen Donnerstag" während der Stuttgart-21-Proteste die Republik erschütterten. An diesem Tag kam es zu brutalen Polizeieinsätzen gegen Demonstranten, die bei den Beteiligten tiefe Spuren hinterließen. Eines der prägendsten Symbole dieser Ereignisse, Dietrich Wagner, starb im Juni 2023 im Alter von 79 Jahren – nach Jahren juristischer Auseinandersetzungen um die damaligen Vorgänge.

Am 30. September 2010 setzten Polizisten Wasserwerfer und Gewalt gegen Protestierende ein, die sich gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 wandten. Der damals 65-jährige Dietrich Wagner wurde von einem Wasserstrahl ins Gesicht getroffen und verlor beinahe sein Augenlicht. Seine Verletzungen machten ihn wider Willen zu einem Symbol für das harte Vorgehen der Behörden.

Siegfried Stumpf, der damalige Stuttgarter Polizeichef, wurde später wegen schwerer Körperverletzung und Meineids verurteilt. 2015 erhielt er einen Strafbefehl und schied aus dem Polizeidienst aus. Wagner verbrachte Jahre damit, als Kläger und Nebenkläger an Gerichtsverhandlungen teilzunehmen, um die Polizeigewalt aufzuarbeiten.

Stefan Mappus, der damalige CDU-Ministerpräsident Baden-Württembergs, hatte die Polizeimaßnahmen noch am Vortag der Ausschreitungen genehmigt. Zwar stand er nicht direkt für die harten Methoden ein, doch seine politische Karriere endete nach der Landtagswahl 2011. Bis April 2024 hatte er sich in die Wirtschaft zurückgezogen und war Vorstandsvorsitzender der Münchner Eutop Group geworden.

Tanja Gönner, die CDU-Umweltministerin und zuständige Aufseherin über Stuttgart 21, trat nach den Protesten zurück. Später scheiterte sie bei Bewerbungen um CDU-Führungspositionen, tauchte aber 2022 als Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) und Aufsichtsratsmitglied des VfB Stuttgart wieder auf. Der Protestführer Matthias von Herrmann hingegen avancierte zu einer prägenden Figur des Widerstands und gründete später eine Medienberatungsfirma.

Die Ereignisse des "Schwarzen Donnerstags" veränderten politische Laufbahnen und hinterließen ein Erbe an juristischen Konflikten. Wagners Tod 2023 markierte das Ende eines langen Kampfes um Gerechtigkeit, während die damaligen Verantwortungsträger längst neue Rollen übernommen hatten. Der Tag bleibt ein prägender Moment in der jüngeren deutschen Geschichte von öffentlichem Protest und Polizeiverantwortung.