Hessens Zahlkarten-System schränkt Geflüchtete ein – Ehrenamtliche helfen mit Bargeld-Tricks

Admin User
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Eine Gruppe von Menschen sitzt um einen Tisch, schaut auf einen Laptop und hat mehrere Flyer mit verschiedenen Anzeigen daneben.

Warum tauschen Wechselstuben Zahlungskarten für Flüchtlinge? - Hessens Zahlkarten-System schränkt Geflüchtete ein – Ehrenamtliche helfen mit Bargeld-Tricks

Geflüchtete in Hessen kämpfen weiterhin mit den Einschränkungen des landesweiten Zahlkartensystems, das ihnen vorgibt, wo und wie sie ihre Leistungen ausgeben dürfen. Zwar sollte die Karte den Zugang zu finanziellen Mitteln vereinfachen, doch viele empfinden sie als zu restriktiv – sie blockiert Bargeldabhebungen und Einkäufe in kleineren Läden. Nun springen ehrenamtlich betriebene Umtauschstellen ein, um einige dieser Hürden zu umgehen.

Die Zahlkarte wurde für Asylsuchende und Geduldete eingeführt und ersetzt Bargeldleistungen durch ein vorbelastetes Guthaben. Bis Mai 2025 erhielten alle erwachsenen Asylbewerber im landeseigenen Aufnahmezentrum in Gießen ihre Mittel auf diesem Weg. Doch die Umsetzung verläuft nicht flächendeckend. Technische Probleme, logistische Verzögerungen und unterschiedliche Tempi bei den lokalen Behörden führen dazu, dass einige Kommunen die Karte noch nicht eingeführt haben – mit Hanau als einziger bestätigter Ausnahme. Das Hessische Sozialministerium rechnet erst bis Ende Dezember 2025 mit einer vollständigen Abdeckung.

Die Einschränkungen der Karte zeigten sich schnell: Viele Geflüchtete sind auf Flohmärkte, kleine Lebensmittelhändler oder Secondhand-Läden angewiesen, doch dort wird die Karte oft abgelehnt. Auch der Zugang zu Bargeld ist stark begrenzt, was die Nutzer bei der Bezahlung von Grundbedürfnissen vor Probleme stellt. Als Reaktion darauf entstanden ehrenamtliche Umtauschstellen, die eine praktische Lösung anbieten. Geflüchtete können mit ihrer Karte Lebensmittelgutscheine kaufen, die Ehrenamtliche dann gegen Bargeld eintauschen.

In Gießen wird eine solche Stelle von etwa 30 bis 50 „Solidaritätshaushalten“ unterstützt – Anwohner, die regelmäßig spendet. Ähnliche Initiativen gibt es in Städten wie Offenbach, wo die Zahlkarten noch nicht angekommen sind. Allerdings ist die Nachfrage in der Gießener Umtauschstelle stark zurückgegangen. Die Helfer verzeichnen nur noch halb so viele Besucher wie in den Sommermonaten.

Die Umtauschstellen bieten eine vorübergehende Lösung für Geflüchtete, die mit den Beschränkungen der Zahlkarte zurechtkommen müssen. Zwar soll das System bis Ende 2025 flächendeckend eingeführt sein, doch die ungleiche Verteilung und anhaltenden Einschränkungen machen viele weiterhin von ehrenamtlicher Hilfe abhängig. Vorerst bleiben diese lokalen Initiativen eine lebenswichtige Stütze, um an Bargeld zu kommen und frei einkaufen zu können.